ZURÜCK zu Führungen  Vortrag von Fr. Rotraud Schäfer

 

 

 

Blauer Dunst und flinke Finger

Die Gemeindebücherei  und der Geschichtsverein Rodenbach hatten Frau Rotraud Schäfer eingeladen, die über das Buch „Blauer Dunst und flinke Finger„ berichtete und auch einzelne Schicksale der Tabak-Arbeiterinnen vorlas. Frau Schäfer, Vorsitzende des Archivs „ Frauenleben „ in Hanau, hat durch eigene Recherchen einen spannenden und interessanten Bericht  vorgetragen.

Anfang des 17.Jahrhunderts, als die Valonen nach Hanau kamen brachten sie den Tabak mit nach Hanau. Der Tabak-Anbau in Hanau war von hoher Qualität und wurde in viele Länder exportiert. Mit dem Tabak wurde sehr viel Geld verdient, so dass man den Anbau einschränken musste, da sonst für den Ackerbau nicht mehr genug Fläche zur Verfügung gestanden hätte. Zuerst wurde der Tabak gekaut geschluckt und auch getrunken. Durch den 30 jährigen Krieg hat sich der Tabak im ganzen Land verbreitet. Für die Soldaten war es eine Beruhigungs- und Ablenkungsdroge. Ab 1650 kannte man dann die Pfeifen, dadurch hat man Tabak geschnitten und es gab keine Abfälle mehr. Selbst die Rippen der Blätter wurden verarbeitet. Zuerst  war es ein Privileg der Männer zu rauchen, aber  Frauen rauchten dann auch Zigarren.  Die Mutter von Goethe gönnte sich  dann und wann eine Zigarre worüber ihr Sohn nicht sehr begeistert war. Rauchen war nur etwas für reiche Leute.

Die Folgen des Tabak-Anbaus war dann die Entstehung der Zigarren-Fabriken. Um Kosten zu sparen verlegte man die Fabrikation aufs Land. 1880 bis 1956 waren in Freigericht 13  Zigarrenfabriken , in Ober- und Niederrodenbach gab es auch eine Fabrik. 1974 wurde in Bad-Orb die letzte Fabrik aufgelöst. Vorwiegend  Frauen und  Mädchen arbeiteten in den Fabriken. Die Mädchen gingen direkt nach Abschluss der Schule vierzehnjährig  in die Fabriken. Während der Schulzeit mussten sie die kleineren Geschwister versorgen, da die Mütter bis zu 10 Stunden in den Fabriken arbeiteten.  Männer hatten vorwiegend  die besseren Arbeitsplätze ( Überwachung und Kontrolle der Arbeiterinnen ).Frauen wickelten bis zu 100 Stück am Tag, bei einem Verdienst von 15,00 Mark in der Woche. Oftmals nahmen Frauen noch Material mit nach Hause um bis in die Nachtstunden zu arbeiten. Als Sonderleistung erhielten sie zu Weihnachten eine Zigarre auch hier wurden die Männer bevorzugt. Was erschwerend hinzukam, dass viele Frauen an Tuberkulose erkrankten, was am Anfang nicht als Ursache gesehen wurde. Staub, Feuchtigkeit und die lange Sitztätigkeit löste bei den Frauen viele gesundheitliche Probleme aus .Hier wurde uns wieder einmal vor Augen geführt, dass die Frauen einen großen Anteil der wirtschaftlichen Entwicklung  getragen haben.

Text: Dorothea Grüter