ZURÜCK zu Fahrten            Präsentation der Juden Dokumentation

                am 26.04.2012 in der Bücherei

Fr. Inge Frick, 1. Vorsitzende

Dany Bober, Jüdischer Liedermacher

Fr. Christine Raedler

Klaus Schenja, Bürgermeister

Pfarrer Daume

Prof. Klaus Wenzel

Pfarrer Schwarz

Walter Geppert bekommt ein Präsent

Autor Walter Geppert

   Preis: 15;00€

 

Programmfolge:
1.   Begrüßung durch die Vorsitzende des Rodenbacher Geschichtsverein e.V.  Frau Inge Frick
2.   Dany Bober, Jüdischer Liedermacher:   Spielt: Vom Goldenen Jerusalem und aus Psalm 149
3.   Grußworte von Bürgermeister Klaus Schenja und Fr. Christine Raedler   Zentrum für Regionalgeschichte
4.   Dany Bober, Jüdischer Liedermacher :  Spielt: Psalm 126
5.   Ansprachen der Kirchenvertreters  Hr. Pfarrer Schwarz und Hr. Pfarrer Daume  Gesellschaft für christl.-jüd. Zusammenarbeit
6.   Dany Bober, Jüdischer Liedermacher:    Spielt ein Medley mit biblischen Texten  
7.  Grußworte von Hr. Prof. Klaus Werner     Vertreter der Jüdischen Gemeinde
8.   Vorstellung der Dokumentation:
über Leben und Schicksal von Bürgern jüdischen Glaubens in Niederrodenbach bis 1945 durch unser Mitglied Walter Geppert   "Sie waren unsere Nachbarn ..." über Leben undSchicksal von Bürgern jüdischen Glaubens in Niederrodenbach bis 1945
  (Herausgeber der Dokumentation ist der Rodenbacher Geschichtsverein)
9.   Dany Bober, Jüdischer Liedermacher  Spielt: As der Rebbe tanzt
      Anschließend kann man bei einem Getränk und mit Brezeln ins Gespräch kommen.
 

 

Walter Gepperts Dokumentation: Sie waren unsere Nachbarn

So viele Besucher hat die Rodenbacher Gemeindebücherei lange nicht gesehen! Es ging um ein Thema, das keine Chance zu haben schien gegenüber der Fußball-Champions-League oder den Spritpreisen. Es ging um eine schreckliche Vergangenheit, die nie wieder Gegenwart werden darf. Walter Geppert, Mitglied des Rodenbacher Geschichtsvereins, hat eine Dokumentation erstellt über einstige jüdische Mitbürger, Titel: „Sie waren unsere Nachbarn“.

Wer will heute noch davon hören?  In Rodenbach waren’s am 26.04. etwa 120 Personen

Herr Werner vom Landesverband der jüdischen Gemeinden in Hessen betonte ausdrücklich, dass es auch Positives gibt in diesem Lande – trotz allen Entsetzens über die unter uns, die immer noch nicht beherzigen, dass, wer seine Vergangenheit vergisst, dazu verdammt ist, sie zu wiederholen.

Beispiele für Positives: Neben dem Abend in der Rodenbacher Bücherei u.a. die regelmäßigen und von der politischen Gemeinde geförderten Fahrten Rodenbacher Schüler zum einstigen KZ Buchenwald (Bürgermeister Klaus Schejna und der Rodenbacher Schulleiter Borowik waren anwesend). Oder die Ausstellung des Nachlasses des im KZ ermordeten einstigen Rodenbacher Arztes Dr. Blumenthal sowie weitere Beweise für den „legalisierten Raub“ so mancher Deutscher am Eigentum ihrer damaligen jüdischen Nachbarn im Gelnhäuser MKK-Zentrum für regionale Geschichte. Zu letzterem sprach für unseren verhinderten Landrat Erich Pipa mit großer Sachkunde Frau Rädler M.A. Bedenken, so Herr Werner, müsse man, dass es erst der „Geschichte der Familie Weiß“ bedurfte, die 1978 (weit über 30 Jahre nach dem Holocaust) im Fernsehen gezeigt wurde – das war damals ein Schock für die breite Masse!

Herr Werner stellte klar, die Anwesenden als Nachgeborene seien natürlich unschuldig (keine Erbsünde!) – außer wenn sie noch heute verschweigen, was damals war (wer hat den Juden das Geraubte nach 1945 eigentlich zurückgegeben?). Niemand, so Werner, dürfe behaupten, es gehe den heutigen Juden nur um die Shoa, und nur die Deutschen würden von ihnen ins Visier genommen.

Bürgermeister Klaus Schejna sprach ein bewegendes Grußwort. Ihm fiel unsere inzwischen verstorbene jüdische Nachbarin Frau Auernhammer ein und wie liebenswert sie war. Sie hatte den Holocaust überlebt. Kein Bub – so Schejna – der in ihrer Bäckerei (nur 300 m von der Bücherei entfernt) ein Brötchen erstand und nicht 1 – 2 weitere von ihr zugesteckt bekam!

Die evangelischen Pfarrer Schwarz aus Rodenbach und Daume von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (sowie als dementsprechender Beauftragter der evangelischen Landeskirche von Kurhessen-Waldeck) nannten die Erinnerung das Geheimnis der Versöhnung, allerdings sei Erinnerung Arbeit: Erinnerungsarbeit, zu der es nie zu spät sei.

Hauptperson des Abends war natürlich der Autor der Dokumentation. Jahrelang hat Walter Geppert recherchiert. Die damit verbundenen Mühen verdienen höchsten Respekt. Das wurde von allen Rednern hervorgehoben. Da gab es so manchen, der nicht reden wollte, aus – verborgener – Scham oder, bei den Zeitzeugen, oder denen, die von ihnen zeugen könnten, aus dem Abstand heraus, die ein Opfer oder dessen Angehörige oft braucht, um trotz aller Traumata  weiterleben zu können. Immerhin sind es 13 Tragödien, die Walter Geppert in seiner Dokumentation beschreibt. Walter Geppert erklärte, seit 40 Jahren sei er Rodenbacher mit Leib und Seele und versuche immer, sich für Rodenbach und seine Bürger einzusetzen. Die Zeitzeugen gebe es bald nicht mehr, aber die heutigen und die zukünftigen Rodenbacher benötigten Erinnerung.

Übrigens war eine Zeitzeugin anwesend: Frau Ibisch. Sie ist 87 und die einzige jüdische Mitbürgerin, die noch unsere Nachbarin ist. Eigentlich war sie die Hauptperson. Sicher war niemand im Raum, der das nicht dachte. Sie sagte nichts, aber die Anwesenden haben sich innerlich vor ihr verneigt.

Dem jüdischen Liedermacher Dany Bober blieb es jedoch vorbehalten, der gesamten Veranstaltung nach den einleitenden Worten von Inge Frick, der 1. Vorsitzenden des Geschichtsvereins, den Rahmen zu geben, der ihr gebührte: in Form von Lied und Poesie. Er sang aus Psalm 149, den Psalm 126, ein Medley aus Bibeltexten und das chassidische Volkslied „As der Rebbe tanzt“. Und nicht nur der Rebbe tanzte. Dany Bober und seine wundervolle Stimme, die er mit seiner Gitarre begleitete, auch sie tanzten. Die Besucher waren hingerissen. Und ganz am Ende waren sie auch bezaubert: Erstens mit dem hessischen Exkurs zu Frankfurts Nationaldichter Friedrich Stolze. Zweitens mit dem „minimalen theologischen Unterschied“ zwischen Christen und Juden – Christen: Der Messias wird wiederkommen, Juden: Der Messias wird kommen. Drittens mit der „Aufklärung“ darüber, warum die Juden sowieso an allem schuld sind: Die „Titanic“, das damals größte Schiff der Welt, ist 1912 zugrunde gegangen, an einem Eisberg – Eisberg, Goldberg, Sternberg..., alle gleich, alles Juden...

 Dem brauchte Frau Frick nichts mehr hinzuzufügen und schloss die Veranstaltung unter dem Jubel des Publikums.
Und mit Dank an alle.

  Imbiss & Gespräche   Die Akteure der Veranstaltung


 Text: Gerd Rohde